Sonntag, 29. August 2010

[Buch] Roger de Weck: Nach der Krise

Wie oft hat man das schon gehört: Die Krise als Chance! Dieser abgegriffene Schlachtruf ist seit Beginn der Wirtschaftskrise oft erklungen und doch hat man den Eindruck, dass es bei dem Großteil der Rufer damit schon getan sei. Doch wie sähe sie aus, diese Chance? Was müsste, was sollte man ändern, damit sich diese Erschütterung unser Gesellschaft nicht mehr wiederholt? Man hat den Eindruck, als ob niemand so recht den Mut hat, diese Gedanken zu Ende zu denken. Oder es wird darauf verwiesen, wie kompliziert das alles sei, dass alles mit allem zusammenhänge und man mit ein paar kleinen Korrekturen doch so weitermachen können wie bisher.
Das mag stimmen. Und doch bleibt die Frage: Gibt es einen anderen Kapitalismus? Diesen Untertitel hat der Publizist Roger de Weck seinem aktuellen Essay Nach der Krise (Amazon-Link) gegeben. Und wer nun einen dicken Wälzer mit volkswirtschaftlichen Abhandlungen erwartet, kann durchatmen: Gerade mal 112 Seiten benötigt de Weck um seine Theorie zur Reformierung unseres Wirtschaftssystems zu skizzieren. Geht das? Reicht das? Es reicht. Denn das, was de Weck hier unaufgeregt und fundiert beschreibt, klingt einleuchtend: dass das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Kapital wieder hergestellt muss; dass soziale und ökologische Ziele genauso Teil des Wirtschaftens sein müssen wie ökonomische; oder dass längerfristig ausgerichtetes Wirtschaften für eine Gesellschaft und ihre Mitglieder besser ist als der an Quartalszahlen ausgerichtete "Kasinokapitalismus". Hinter all dem steht die Überzeugung de Wecks, dass es nicht den Kapitalismus gibt, sondern dass jede Wirtschaftsordnung von den Werten einer Gesellschaft getragen und gestaltet wird. Was wollen wir also haben? Eine Ordnung, in der die Banken die Wirtschaft nicht unterstützen, sondern losgekoppelt von ihr und allem anderen eine "vierten Gewalt" darstellen? Oder einen Markt, in dem Eigentum auch verpflichtet und der Staat nicht auf die Rolle des Retters in letzter Sekunde festgelegt wird, sondern die Rahmenbedingungen für ein faires und am Wohl der Gesellschaft ausgerichteten Wirtschaften setzt. Das hat laut de Weck nichts mit Etatismus zu tun: erst durch die Regulierung des Marktes wird der Staat davor "bewahrt" zu intervenieren.
"Nach der Krise" ist ein kluges, ein angenehm zu lesendes Buch, dass die richtigen Fragen stellt und die notwendigen Antworten mitliefert. Auch wenn man sich gewünscht hätte, dass diese noch etwas konkreter ausformuliert worden wären: Wer sind die Akteure, die diese Änderungen herbeiführen müssen und in welchem Zeitraum? Welcher müsste der erste Schritt sein? Und zu den gut recherchierten Quellen hätte man sich außerdem ein Verzeichnis oder Fußnoten gewünscht, um den einen oder anderen Originaltext in voller Länge lesen zu können. Aber das sind Kleinigkeiten am Rande. De Wecks Essay beschreibt leicht verständlich wie er aussehen kann, der "andere Kapitalismus". Was hier auf 112 Seiten beschrieben wird, macht Mut und gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Wirtschaftskrise am Ende doch noch zu etwas gut war: Dass wir anfangen, darüber nachzudenken, wie wir zusammenleben und -wirtschaften wollen.


Sonntag, 8. August 2010

[Foto] Sommerabend

Sommerabend
Die Atmosphäre an einem Samstagabend im Sommer: Famos!